3 Gründe, warum du mit deinem Welpen keine gute Bindung aufbauen wirst – und wie du es besser machst

Sobald der Welpe eingezogen ist, möchtest du alles richtig machen und freust dich auf viele gemeinsame und spannende Jahre mit deinem Hund. Damit du ab dem ersten Tag auch die Weichen für eine gute und sichere Bindung stellst, habe ich drei Gründe für dich, die dir diesen Weg erschweren können.

 

1. Grund: Du hast Spaß, aber dein Welpe?

 

Der kleine Schäferhund Willi ist vor wenigen Tagen umgezogen in sein neues Zuhause. Plötzlich hat sich alles für ihn verändert – es riecht anders, seine Geschwister fehlen und zwei fremde Menschen sind den ganzen Tag in seiner Nähe. Willi ist müde und aufgedreht zugleich durch die anstrengenden ersten Tage, die hinter ihm liegen. Er hat schon seine komplette neue Familie, die Nachbarn und viele andere fremde Welpen kennengelernt. Sein größtes Hobby ist auf weichen Gegenständen rumzukauen, denn das macht ihm Spaß und Willi fühlt sich dann besser. Seine neue Familie hält davon leider nicht so viel, denn der Teppich ist ein Familienerbstück. Spielzeug gibt es leider keins für Willi, außer in den kurzen täglichen Spieleinheiten.

Du siehst – Probleme und Konflikte sind vorprogrammiert. Und wie so oft im Leben liegt es daran, dass die Bedürfnisse von allen Beteiligten stark auseinander gehen. Willi braucht vor allem Ruhe, Schlaf, Geborgenheit und weiche Gegenstände, an denen er kauen darf. (Die Grundbedürfnisse wie Essen und Wasser sind natürlich selbstverständlich.) Auf der anderen Seite möchte seine neue Familie viel mit Willi erleben und mit ihm die ganze Welt erkunden. Und auf ihren niedlichen Welpen sind sie extrem stolz.

Um deinen Hund ein tolles Leben zu schenken und um eine gute und sichere Bindung aufzubauen, musst du auf die Bedürfnisse deines Welpen und später auch erwachsenen Hundes achten und diese erfüllen.

Du hast wie jeder andere auch eine Vorstellung von Hunden im Kopf. Diese Vorstellung ist aber nur in deinem Kopf und wird nicht auf jeden Hund passen. Deshalb solltest du dich fragen, was braucht mein Welpe aktuell und was macht ihm Spaß? Wann braucht er Schutz, Sicherheit und eine Pause?

Wenn du die Bedürfnisse deines Welpen kennst, kannst du sie stillen und dein Welpe wird sich wohlfühlen. Das ist nicht nur die Grundlage für eine gute und sichere Bindung, sondern auch die Grundlage für ein gutes Training. Wenn sich dein Welpe wohl fühlt und ausgeglichen ist, wird er besser lernen können.

Beobachte deinen Welpen – was zeigt er oft an Verhalten und was scheint ihm Freude zu machen. Dadurch weißt du, welche Spiele und welche Beschäftigung zu ihm passen. Der kleine Willi wäre auf jeden Fall glücklich mit einem leichten Zerrspiel, bei dem er sein Kaubedürfnis stillen kann. Und er sollte unbedingt immer Spielsachen oder Kauartikel in seiner Nähe haben, um sein Kaubedürfnis stillen zu können, denn nur so bleibt der Teppich heil. Wenn Willi diese Bedürfnisse stillen konnte, kann er sich auch auf andere Spiele und Beschäftigungen einlassen, die dem Menschen Spaß machen und für Willi ganz neu sind.

 

2. Grund: Ihr habt keine gemeinsame Sprache.

Du bist ein Mensch, dein Welpe ist ein Hund. Und in den meisten Fällen kann schon ein Welpe dich besser lesen als du ihn.

Wenn du die Körpersprache und das Ausdrucksverhalten von deinem Hund lesen kannst, weißt du

  • welche Beschäftigung ihm Freude bereitet
  • wann er genug hat
  • wann es Zeit für eine Pause oder wann Schlafenszeit ist
  • wann eine Situation für deinen Welpen zu viel wird

Kurz: Du weißt, was dein Welpe braucht und wann er es braucht.

Der kleine Willi merkt, dass seine Blase sich meldet. Also läuft er zu Tür und schaut auf die Klinke. Willi hat schon gelernt, dass er immer durch dieses Ding nach draußen kommt und sich dort entspannt lösen kann. Aber niemand schenkt Willi Beachtung. Er läuft zu seiner Bezugsperson zurück und schaut sie kurz an, um danach nochmal zur Tür zu laufen und dann wieder auf die Klinke zu starren. Aber die Menschen, die bewegen sich keinen Meter. Willi fiept einmal kurz und schaut wieder wie gebannt auf die Tür – die Menschen schauen ihn an, aber setzen sich auch jetzt nicht in Bewegung. Langsam wird Willi unruhig, denn die Blase drückt und das Zeug muss raus. Er läuft unruhig auf und ab und läuft immer wieder zur Tür. Irgendwann kann er seine Blase nicht mehr kontrollieren und eine kleine Pfütze landet vor der Tür. Willi hat auf seine Art versucht seinen Menschen zu zeigen, was er braucht.

Nicht nur für das Training der Stubenreinheit musst du deinen Hund beobachten und verstehen können. Auch um eine gute und sichere Bindung aufzubauen, denn ansonsten lernt dein Hund vom ersten Tag an, dass er sich auf dich nicht verlassen kann. Übrigens einen Hund wie Willi dann für die Pfütze zu bestrafen, ist nicht nur absolut fehl am Platz, sondern Gift für die Beziehung zwischen Hund und Mensch. Wenn dein Hund sich nicht auf dich verlassen kann und du ihm dann auch noch Angst machst, sorgt das nicht für eine sichere Bindung zwischen euch.

Durch das Beobachten deines Welpen wirst du schnell zum Spezialist für deinen eigenen Hund und kannst damit auch schnell die Bedürfnisse deines Hundes erkennen. So kannst du deinen Hund unterstützen, wenn er es braucht.

3. Grund: Da muss er durch!

Dank zu wenig Schlaf ist Willi nicht in Bestform, denn nicht nur bei Kindern gilt: Nach müde, kommt blöd. Und damit wird für Willi der Alltag schnell zu viel. Beim Spaziergang zieht er an der Leine und erschrickt schnell bei Tüten oder anderen Gegenständen, die plötzlich am Wegesrand liegen. Zu hoffen, dass sich Willi daran gewöhnt und schon lernt damit klar zu kommen, geht schnell in die Hose.

Du bist es, der seinen Welpen in Situationen bringt, die für ihn schwierig sind. Also bist auch du die Person, die ihm helfen muss in diesen Momenten. Wenn dein Welpe schwierigen Situationen immer ausgeliefert ist und keine Chance hat etwas zu tun, was die Situation für ihn besser macht, fühlt sich dein Welpe immer schlechter – Angst, Frust, Wut und vor allem Hilflosigkeit sind vorprogrammiert. Dein Welpe lernt, dass er in deiner Gegenwart keine Chance hat, dir zu zeigen, was er braucht.

 

Dein Welpe lernt, dass du keine Hilfe bist. Du kannst seine Körpersprache und sein Ausdrucksverhalten nicht erkennen. Und dabei bist du für die Fürsorge deines Welpen verantwortlich.

Dein Welpe ist überfordert und merkt, dass du es ihm nicht leichter machst. Nicht nur, dass den Welpe dann schnell lernt unerwünschte Verhaltensweisen zu zeigen – er lernt, dass du nicht der sichere Hafen bist in so einer Situation.

Du musst deinem Welpen die Chance geben an kleinen Herausforderungen zu wachsen. Aber du musst herausfinden, welche Herausforderungen dein Welpe meistern kann und für welche er noch etwas mehr Zeit braucht. Wie viel Unterstützung dein Welpe braucht, ist individuell. Deshalb beobachte deinen Welpen und sorge zum Beispiel durch kleine Suchspiele oder einen ganz einfachen und kleinen Hindernisparcours für Erfolge. Zu Beginn sollte dein Welpe schnell Erfolg haben, damit er nicht die Lust verliert oder sich mehr traut.

Und ganz wichtig ist, dass dein Welpe freiwillig mitmacht und aufhören kann, wenn er genug hat. Wenn du deinen Welpen an der Leine über einen Baumstamm ziehst, wirst du dich vielleicht freuen, aber dein Welpe wird das nicht als Erfolg und auch nicht als angenehm empfinden. Das Selbstvertrauen deines Welpen wird wachsen, wenn er Herausforderungen allein meistert, während du ihn so viel Unterstützung gibst, wie er in diesem Moment braucht.

 

 

Fazit

Eine gute und sichere Bindung entsteht nicht durch einen guten Moment, sondern durch eine Vielzahl an positiven Interaktionen zwischen Mensch und Hund, die den Alltag ausmachen sollten.

 

 

Quelle: www.hundebloghaus.de